Was bedeutet Feminismus?

Bist du Feministin?

 

In einer Welt in der „Feminismus“ bereits zur Popkultur zu gehören scheint, wird Frau des Öfteren mit der Frage konfrontiert, ob sie sich selbst als Feministin versteht. Ob im TV, Radio oder auch bei Gesprächen mit Freunden – überall ist das Thema Feminismus an der Tagesordnung. Es steht auf T-Shirts, in Hastags und jeder zweite Song wird auf seine frauenfreundlichen Inhalte hin analysiert. Manche reden offen darüber, manchen ist die Debatte ein wenig unangenehm. Viele Frauen – wie zum Beispiel unsere Bundeskanzlerin -  sträuben sich davor, als Feministin betitelt zu werden.

 

 

Was bedeutet Feminismus überhaupt?

 

Mal ganz unter uns: Weißt du es? Ich selbst musste mich vor einer Weile mit diesem Thema beschäftigen und habe festgestellt, dass ich es – zumindest anfangs - nicht wusste. Jedenfalls nicht in dem Ausmaß um wirklich mitreden zu können.

 

Der Begriff des Feminismus entstand erst im späten 19. Jahrhundert und setzte sich in der neuen Frauenbewegung ab 1968 weltweit als Leitbegriff durch. Es gibt verschiedene Arten von Feminismus, welche sich durch das Verständnis von Geschlecht, Geschlechterrolle u.Ä. abgrenzen lassen: z.B. der Liberale Feminismus, der Differenzfeminismus, der sozialistische Feminismus etc. Wer sich etwas in die Materie einlesen möchte, dem empfehle ich den Artikel der Heinrich Böll Stiftung (Ilse Lenz), da dieser einen guten Überblick verschafft. An dieser Stelle möchte ich allerdings wenigstens den kleinen Abschnitt zum liberalen Feminismus wiedergeben:

 

"Liberaler Feminismus

Der liberale Feminismus kritisiert die geschlechtliche Ungleichheit in Gesellschaft und Demokratie und will Gleichheit unabhängig vom Geschlecht im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft erreichen. Er hat kein ausgearbeitetes Genderkonzept: Geschlecht wie auch Homosexualität erscheinen eher als persönliche Angelegenheit, die die Chancen in Beruf und Politik nicht beeinträchtigen sollte. Kernthemen sind Antidiskriminierung, berufliche Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern. Teils verwendet der liberale Feminismus ökonomische Argumentationen wie die Verschwendung von weiblichem Humankapital aufgrund von diskriminierenden Sperren zu qualifizierten Berufen. Deswegen wurde er aufgrund einer Nähe zum Neoliberalismus kritisiert."

 

 

Grundanliegen aller feministischen Strömungen – in welcher Ausprägung auch immer – sind in jedem Fall Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit für alle Menschen.

 

 

Warum sträuben sich erfolgreiche Frauen vor der Bezeichnung als Feministin?

 

Doch warum sträuben sich erfolgreiche Frauen wie Angela Merkel und Co. vor der Bezeichnung als Feministin?

 

1. Klare Positionen bieten Raum für Angriffe

 

Nicht nur im Fall der Bundeskanzlerin sollte jedem bewusst sein, dass das Beziehen einer Position immer auch Fläche für Angriffe bietet. Manchen Frauen ist es schlichtweg lieber, manche Dinge nicht zu thematisieren um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Müssen wir das hinnehmen? Aber sicher doch! Schließlich gehört zur Meinungsfreiheit auch die NEGATIVE Meinungsfreiheit und somit das Recht, einfach mal gar nichts zu sagen.

 

2. Parameter nicht klar definiert

 

Wie oben bereits dargestellt, ist der Mehrheit der Menschen gar nicht bewusst, was Feminismus eigentlich ausmacht und wie viele Ausprägungen er haben kann. Jedoch sollten inzwischen zumindest die Grundzüge klar sein: Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit.

 

3. Opferrolle oder Feministin 2.0?

 

Wie jede gesellschaftliche Strömung, hat auch der Feminismus einen negativen Beigeschmack. Das Internet ist voll von Gejammer über Sexismus und Ungleichbehandlungen jeder Art. Anstatt Männer immer nur zu beschuldigen und sich selbst als Opfer des Patriarchats anzusehen, sollten wir uns Folgendes bewusst machen: Genau hier liegt eine der Kernproblematiken, die erfolgreiche Frauen davor zurückschrecken lassen, sich als Feministin zu bezeichnen. Sie wollen sich gerade nicht auf ihr Geschlecht reduzieren und sich nicht zum Opfer machen lassen! Mehr noch – sie wollen in ihrem Geschlecht eben KEIN Kriterium für oder gegen ihren beruflichen Erfolg sehen.

 

 

Und, bin ICH nun Feministin?

 

Ich bin weiblich, 29 Jahre alt, und besitze - wie vielleicht der Eine oder Andere bereits weiß - einen Migrationshintergrund. Derzeit bin ich Führungskraft in einem Industrieunternehmen (absolute Männerdomäne) und fühle mich ehrlich gesagt PUDELWOHL. Ich bin mir bewusst, dass ich es zwar nicht immer leicht aber mit Sicherheit leichter als so manch andere Frau oder so manch anderer Mann hatte. Selbstverständlich habe ich in meinem Leben auch schon die eine oder andere Hürde nehmen oder den einen oder anderen Negativkommentar bzgl. meines Geschlechts oder meines Äußeren anhören müssen. Gejammert habe ich daraufhin allerdings nicht - das hätte weder mich, noch irgendjemand anderen weitergebracht.

 

Und wenn man MICH heute fragt, ob ich Feministin sei, bekommt man neben einer umfangreichen Erklärung der verschiedenen Ausprägungen des Feminismus trotz der oben angedeuteten Risiken außerdem noch eine glasklare Antwort: Ja, natürlich!

 

 

 

Mehr dazu:
Warum wir einen neuen Feminismus brauchen

Auch grossartig: Salonkolumnisten und „Warum Merkel die bessere Feministin ist“